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Laudatio
Kober Friedrich
2008

Anlässlich der Staatsmeisterschaft 2008 wurde an Fritz und Martin Kober der Preis "Leidenschaft Film" verliehen

 

Sehr geehrte Damen und Herren, werte Ehrenpreisträger!

Wenn man in den beginnenden Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von „Hollywood am Laaer Berg“ gesprochen hat, meinte man die legendären Monumentalfilme des Produzenten Graf Sascha Kolovrat, die auf dem damals noch unberührten Gelände am Rande von Wien entstanden sind. – Wenn man in den letzten 40 Jahren von "Hollywood in der Barichgasse" gesprochen hat, meinte man die "Monumentalproduktionen" von Kober & Kober vom AFC Wien mit Sitz in der Barichgasse. Oder anders gesagt, wo Kober draufsteht, ist Hollywood drinnen!

Damit ist schon geklärt, wo die gestalterischen Schwerpunkte der heute zu ehrenden liegen: Des Filmemacher-Teams Vater Friedrich und Sohn Martin Kober. Als sich 1961 der 17-jährige Friedrich Kober eine Filmausrüstung kauft, tut er das aus der Faszination heraus, die das „grosse Kino“ auf ihn ausübt – mit der Absicht, ebenfalls "grosses Kino" zu machen. Naja, vielleicht etwas kleiner, aber doch Filme mit Themen, die aus den grossen Spielfilmstudios zu uns in die Kinos kamen. "Sekunden der Angst", "Vor Schreck gebannt", "Jack the Ripper", "Exstase" und "Duell mit der Zeit" – Titel aus den ersten Schaffensjahren von Friedrich Kober, die zeigen, womit er sich damals schon beschäftigt hat und die erahnen lassen, womit er sich in folgenden Jahrzehnten beschäftigen wird. Zusätzlich entstanden filmische Dokumente über Motorsport, in erster Linie Speedway, damals eine zusätzliche Leidenschaft des jungen Filmautors.

Friedrich Kober hat einmal gemeint, wir beide wären "verwandte Seelen". Das betrifft aber nicht nur unsere Faszination für das Kino und eine uns gemeinsame Vorliebe für das Genre der "Mystery- und Horrorfilme". Wir haben interessanterweise auch unabhängig voneinander unsere ersten filmischen Schritte mit einer Eumig C3m-Kamera unternommen. Eine wahre Spielwiese für Kreativität und Phantasie, da es durch Rückwickelmechanik und manuellem Blendenhebel möglich war, bei der Aufnahme Überblendungen und Mehrfachbelichtungen zu machen – ganz wie im "grossen Kino"!

Beim 8mm Film in der Nachbearbeitung sonst entweder unmöglich oder unfinanzierbar. - Wenn wir schon von den damaligen Gestaltungs- oder Nach-bearbeitungsmöglichkeiten sprechen: Wer von euch kann sich noch daran erinnern, wie mühsam es war, seine 8mm-Film-Originale(!) auf einem Laufbildbetrachter zu schneiden. Davon, dass es fast unmöglich war, lippensynchron zu vertonen, möchte ich erst gar nicht reden. Immerhin gab es das Eumig-Phonomatic-System, das eine halbwegs synchrone Tongestaltung erlaubte. Da lief eine Bandschleife von einem Tonbandgerät über eine Synchronwelle des Projektors und steuerte den Gleichlauf zwischen den Geräten. Sie werden mir wahrscheinlich recht geben, dass es damals schon grosser Filmverrücktheit und –Leidenschaft bedurfte, um sich unter diesen Umständen gerade der Herstellung von Spielfilmen zu verschreiben.

Aber – gerade wegen dieser technischen Einschränkungen war man gezwungen, seine filmischen Botschaften über Bildsprache und atmosphärische Bildgestaltung zu vermitteln – eine Herausforderung, die Friedrich Kober erfolgreich bewältigt hat. Heute gibt uns die technische Entwicklung Gestaltungsmittel in die Hand, von denen man früher nicht einmal zu träumen wagte – doch sind dadurch Filme generell wirklich so viel besser geworden? In den Siebziger Jahren zeichnet sich schon ab, was zum Marken-zeichen der Kober’schen Filmfabrik werden sollte: Attraktive Motive aus Hollywood-Filmen, in eine neu dazu erdachte Geschichte verpackt: Unter anderem "Wer bist du?" mit Anleihen beim "Exorzist", "Jaws" zum "Weissen Hai" oder "Wir sind nicht allein", eine "Unheimliche Begegnung der Dritten Art" mit Ausserirdischen .....und einige mehr, überwiegend im Bereich des "Mystery"- und "Phantasy-Films" angesiedelt. Man darf, glaube ich, davon ausgehen, dass damals schon der sich noch im Kindesalter befindliche Sprössling Martin vom Filmvirus des Vaters angesteckt wurde und dem Papa mit Eifer und Begeisterung zur Hand ging.

Mit "Ein Traum wird Wirklichkeit" legt der 13-jährige Martin Kober mit seinem Film-Erstling 1982 den Grundstein zur späteren Zusammenarbeit mit Papa Friedrich. Es folgen unter anderem "Rollende Räder", "Der Clown", "Die Niederlage" ....natürlich alles Spielfilme. Die beeindruckende Filmliste der Kobers verzeichnet 1986 mit "Unheimliche Geschichten" das erste gemeinsame Werk von Friedrich und Martin Kober. In diesen Zeitraum fällt auch eine von den Kobers geschaffene damals sensationelle visuelle Attraktion – die "fliegende Kamera", zu sehen in "Hostage" und "Die Brücke". Es war wirklich unglaublich und jeder fragte sich: "Wie macht das der Kober & Kober?"

Die Umstellung auf Video haben Kobers auch ohne nennenswerte Schäden verkraftet, das inhaltliche Angebot wurde erweitert, zu den schon bekannten Filmgenres kamen Naturkatastrophen, Atomkata-strophen und Krimis – der Aufwand wurde immer grösser und war im Familienbetrieb bald nicht mehr zu bewältigen. An dieser Stelle muss auf einen überaus positiven gruppendynamischen Effekt der Filmfabrik Kober hingewiesen werden: Um den produktions-technischen Aufwand im Griff zu haben, ist es ihnen gelungen, einen ganzen Klub zur Mitarbeit zu motivieren. Das heisst, Filmkolleginnen und –Kollegen, sonst vielleicht oft nicht mit besonderem filmischen Ehrgeiz gesegnet, sind auf einmal mit Feuer und Flamme bei Kober-Projekten am Werk! Um noch eins draufzusetzen, haben die Kobers das "Making of", also den Film über den Film im nichtkommerziellen Bereich wenn auch nicht erfunden, so doch salonfähig gemacht und damit auch den letzten Rest des Klubs zur Mitarbeit mobilisiert.

2002 entstand im Gefolge von Spielbergs "Schindlers Liste" der Kober-Film "Der letzte Zug", in stimmungsvoller Schwarz/Weiss-Atmosphäre, über einen Zwischenfall bei einem Transport jüdischer Familien ins KZ. – Der Film schaffte es sogar, in die "ORF-Kunststücke" zu kommen und dort besprochen zu werden. Grund dafür war der 2006 entstandene deutsche Kinofilm "Der letzte Zug". Gleicher Titel, ähnliche Handlung. Sollte da einmal der umgekehrte Fall eingetreten sein, dass sich Regisseur Joseph Vilsmeier etwas von Kober & Kober abgeschaut hat? Warum nicht? Verdient hätten sie es sich ja.

Nicht unerwähnt bleiben soll noch, dass es bei Kobers sogar gelegentlich etwas zu lachen gibt. Mit "Duell" wurden sie 2002 sogar UNICA-Minutencup-Sieger und im "Massagesalon" kam Star- Schauspieler Reinhard Steininger gehörig ins Schwitzen und Stehen. Klar ist, dass Kober & Kober im Lauf der vielen Jahre ihres Filmschaffens jede Menge Preise eingeheimst haben, inklusive Landesmeister- und Staatsmeistertitel. Das ist zwar nicht das Kriterium der heutigen Ehrung, ich darf aber sagen, dass ich der Meinung bin, dass sie sich diese Preise auch redlich verdient haben. Mussten sie doch auch oft genug harsche Kritik oder sogar unqualifiziert/beleidigende Kommentare einzelner Juroren einstecken.

Was solls, der wahre Filmer macht seine Filme fürs Publikum und das Publikum hat es ihnen gedankt! In nunmehr 48 Jahren haben uns Kober & Kober knapp hundert Filme beschert und wir dürfen neugierig sein, was sie uns nach dem "Flashback" mit dem "Schnee von Gestern" noch bescheren werden. Fritz und Martin Kober, ihr seid eine grosse kreative Kraft im österreichischen nichtkommerziellen Filmwesen. Lasst nicht nach und erfreut uns weiter mit Euren "Hollywood-Klonen", wir freuen uns schon darauf!

Peter Glatzl. Kufstein, 4. Mai 2008

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