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Verband der Österreichischen Film-Autoren

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Laudatio
Dvorak Doris
2022

Ehrenpreis „Leidenschaft Film “:

Dieser Preis soll nicht eine Einzelleistung oder einen Film herausstreichen, sondern soll Filmautoren ehren, die über viele Jahre, ja Jahrzehnte durch ihre vielfältigen Filmbeiträge eine Bereicherung des Österreichischen nichtkommerziellen Filmwesens geschaffen haben und deren Leidenschaft für das Medium Film spür- und erlebbar ist.

Der Vorstand des VÖFA hat beschlossen, den Ehrenpreis „Leidenschaft Film 2022“ zu verleihen an:

unsere Filmer-Freundin und –Kollegin
Doris Dvorakvom AFC Wien!


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Doris!

Ist ja immer interessant zu erfahren, wie unsere Preisträger überhaupt zum Filmen gekommen sind, das dann später zur Leidenschaft wurde: meist über Familien- und Urlaubsfilme, ev. Reisen.

Bei unserer Doris Dvorak liegt das etwas anders. Sie ist eine „Film-Spätberufene“ und war schon „über 50“, als sie sich ernsthaft mit der Filmemacherei zu beschäftigen begann. – Für eine Reise in den Irak brachte ihr ihr Mann zum Ausprobieren eine Videokamera. Das machte zwar Spaß, aber natürlich hatte sie nicht viel Ahnung vom Filmen und die Aufnahmen waren klarerweise nicht die besten. Auch entsprach die damalige Bildqualität nicht ihren schon sehr konkreten Vorstellungen.

Das ergibt sich aus ihrer künstlerischen Entwicklung und der kreativ/konkreten Vorstellungswelt unserer Preisträgerin.

Kunst wollte sie schon mit sieben Jahren machen und später in die Hetzendorfer Modeschule gehen. Sie nähte und entwarf Mode für kleine Puppen, die man damals kaufen konnte. Sie waren billig, denn sie konnten sich nicht viel leisten.

Die Familie ihrer Mutter waren in der Tschechoslowakei beheimatete Sudetendeutsche, die nach Kriegsende 1945 brutalst ausgesiedelt wurden und alles zurücklassen mussten. Nur will heutzutage niemand wirklich darüber reden, nach dem Motto: „Das sind Dinge, da wollen wir nicht dran rühren“. Aber so war es.

Da der Vater von Doris Österreicher war, Steirer, konnten sie sich in Österreich ansiedeln.

Für die Hetzendorfer Modeschule war aber kein Geld vorhanden. Stoffe zu kaufen war eigentlich nicht leistbar.
Als Doris 12 Jahre alt war, verunglückte ihr Vater, die Mutter konnte das Schulgeld für Gymnasium und Internat mit der Zeit nicht mehr aufbringen. Sie schlug ihr vor, eine Zahntechnikerlehre zu machen. Doris hasste es, es hatte mit ihren künstlerischen Neigungen wenig zu tun, aber sie machte die Lehre fertig.

Später, schon verheiratet und Mutter, fertigte sie mit einer Kunstgewerblerin Bonbonnierenverkleidungen mit handgefertigten Tieren, Engeln, Teuferln und Osterhasen an. Später machten sie auch Tierkostüme für die Eisrevue.

Wieder mal Zeit für einen Wechsel: Das Lehramt für Religion und Deutsch. Auch hier konnte sie ihre Kreativität einsetzen, um die Unterrichtsstunden lebendiger zu machen.

Doch zurück zum Filmen. Familie Dvorak machte damals viele Reisen in touristisch nur teilweise erschlossene Länder. Auf der Seidenstraße lernte sie Sonja Steger kennen. Von ihr erfuhr sie, dass es auch Filmklubs gab, und so kam sie in den AFC Wien.

In ihrer gewissenhaften Art im Umgang mit Neuem besuchte sie Seminare, kaufte Bücher, besuchte Meisterschaften, schrieb sich Kritiken auf. – Als sie im AFC einen Film über Isfahan zeigte, bemerkte Otto Schödl in seiner manchmal charmanten Art: „Da kann ich ja gleich im Reiseführer lesen“. – Also nahm sie sich vor, zu lernen, wie es sein sollte. Das ist eben der Charakter von Doris Dvorak.

Sie konsultierte die VÖFA-Legenden Helmut Heiss, Otto Schödl, Walter Binder und andere „Dokumentar-Koriphäen“, um einen höheren Level zu erreichen.

Der erste Film, mit dem sie sich einer Meisterschaft stellte, war 2008, „Die Zukunft steht in den Sternen“. Und hier zeigt sich schon, dass ihre „Lehrzeit“ Früchte getragen hat. Und es zeigt sich die Geisteshaltung, die Doris auszeichnen wird: Keine schönen netten Filme, sondern Filme mit klarer Kritik an unhaltbaren Zuständen und klarer Positionierung der Autorin. Das begleitet auch ihr späteres filmisches Werk.

In diesem Fall zeigt sie im Kongo die politischen Zustände und die Problematik der Kindersoldaten auf. Ein Thema, das neu im VÖFA war. – Die Anerkennung lässt nicht auf sich warten: Qualifiziert zur Staatsmeisterschaft und dort Goldmedaille. Weitere Festivalpreise folgen. – Für einen quasi „Erstlingsfilm“, was die Meisterschafts-teilnahme betrifft!

2011 kam „Von der Welt vergessen“. Ein erschütternder Film über eine Volksgruppe in Myanmar, die von der Regierung verfolgt, vertrieben und auch vom Tod bedroht wird. – Landesmeisterin, Sonderpreise für Kamera, Akustik, Staatsmeisterschaft Gold und nominiert für den Staatsmeistertitel. Jede Menge internationale Auszeichnungen, zuletzt 2021 in Indien für Best Documentary Film, Best Female Director, Best of the Best Film.

Ein „Schuster bleib bei deinem Leisten“ gibt es für Doris scheinbar nicht. Neue Perspektiven, das Erforschen neuer Wege, das ist ihr Wesen.
Filmisch gesehen bedeutet das die Zuwendung zum Spielfilm. Doris wäre nicht Doris, würde sie nicht akribisch darangehen, sich eine grundlegende Ausbildungsbasis anzueignen. Eine Drehbuch-ausbildung an der Volkshochschule und natürlich zusätzliche Seminare und Literatur.

Daraus wurde 2013 „Mein Wandelweg führt über Abgründe“, ein dokumentarischer Spielfilm über Egon Schiele, wobei der Text aus Briefen Schiele’s entnommen wurde. Die mussten natürlich auch erst gefunden und dann studiert werden. Aber das ist halt wieder Doris.
Der Lohn der Akribie: Landesmeisterin, Staatsmeisterin, Sonderpreise für Idee, Drehbuch, Regie und unter anderem die „Große goldene Diana“ in Klopein.

Mit ihrem bislang letzten Werk, dem Spielfilm „Auszeit“, ist Doris Dvorak 2016 an die Öffentlichkeit getreten. Mit diesen aus kritischem Blickwinkel betrachteten Szenen einer Ehe hat sie nicht überall Zustimmung gefunden - vor allem nicht bei allen Männern. Ein Juror stellte vorwurfsvoll fest, das sei ja ein „Frauenfilm“. However, auch dieser Film hat seinen Weg gemacht: Landesmeisterin, Staatsmeisterin, Sonderpreise für Drehbuch und Regie.

An dieser Stelle muss aber schon auch betont werden, dass all diese Filme trotz akribischer Vorbereitungen, Recherchen, Studien, etc. nicht möglich gewesen wären, wäre es Doris nicht gelungen, ein sach-, fach- und kunstverständiges Team, in erster Linie aus Klubfreunden, um sich zu versammeln. Gute Filme zu machen ist nun einmal fast nur im Team möglich. Das gilt nicht nur für den Profifilm.

Was ist nun weiter von Doris Dvorak zu erwarten? Sie hat ja noch eine zweite Leidenschaft, das Malen. Es ist abzuwarten, welche Leidenschaft stärker ist. Wie zu erfahren war, ist ein neuer Film in Arbeit, eine Aufarbeitung ihrer Kindheitserlebnisse von Flucht und Vertreibung aus dem Sudetenland nach Kriegsende.

Liebe Doris, so dürfen wir dir für dein filmisches Schaffen danken, mit dem du beiträgst, Farbe und Impulse in unser Filmgeschehen einzubringen.

Unseren herzlichen Glückwunsch zur Ehrung „Leidenschaft Film 2022“! Wir wünschen dir Energie, Leidenschaft und Kreativität für viele weitere Filme!

Fieberbrunn, am 18. Juni 2022

Peter Glatzl

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